Einmal Pandemie hin und zurück
Aktualisiert: 22. Dez. 2022

Warum wir nicht einfach auf Reset drücken und die "neuen" Freiheiten genießen können?
Hier die kurze Antwort: Weil wir nicht mehr auf dem Stand sind auf dem wir waren bevor das Virus kam.
Mit dem ersten Lockdown haben viele Menschen verblüffendes geschafft: Sie haben neben Ihren Aufgaben als Eltern und Berufstätige noch die Aufgaben von Erzieher*innen, Lehrer*innen, Sportvereinen und allen möglichen anderen Einrichtungen und Institutionen übernommen, zu denen der Zutritt plötzlich verwehrt blieb. Sie haben im Homeoffice gearbeitet, hatten Kurzarbeit oder mussten Ihre Geschäfte und Restaurants ganz schließen. Zunächst haben sie vielleicht noch gedacht, das geht sicher bald vorbei und dann wird wieder alles wie früher. Aber spätestens jetzt dürfte auch dem Letzen klar sein: Corona geht nicht wieder weg.
Doch dieser Beitrag soll keine Debatte über Corona sondern ein Appell an uns alle sein, uns einzugestehen, welche Kraft wir in den vergangenen Jahren aufgebracht haben, um alles zu tun, damit es weiter geht. Wie oft hatten wir dabei ein schlechtes Gewissen unseren Kindern gegenüber oder unseren Arbeitgeber*innen, unseren Freunden oder der Familie, die wir lange nicht so sehen konnten wie wir es gewohnt waren?
Ich betrachte es als großes Glück, die GFK für mich gefunden zu haben und in 2020 an der Trainerausbildung teilnehmen zu können, denn das hat mich in die Lage versetzt meine Gefühle und Bedürfnisse wahrzunehmen und statt Wut und Unverständnis zu empfinden mehr Dankbarkeit zu spüren. Seit ich die Haltung der GFK verinnerlicht habe sehe ich mich, das Leben, meine Mitmenschen und die Welt viel wertschätzender.
Ich sehe aber auch Menschen, die leiden und es selbst nicht erkennen oder wahrhaben wollen. Die sich verändert haben und denen ich wünsche, dass Sie Hilfe annehmen. Ich glaube, diesen Menschen ist nicht bewusst, dass sich auch in Ihnen etwas verändert hat, dass ihr System nicht mehr so läuft wie vorher und politische Entscheidungen über Öffnungen oder Schließungen nichts mit dem eigenen Empfinden zu tun haben. Habt ihr einmal eine Bestandsaufnahme gemacht wie ihr euch fühlt?
Wie geht es euch körperlich? Habt ihr zugenommen? Schmerzt der Rücken? Kommt die Migräne häufiger? Seid ihr erschöpft und müde trotz Schlaf? Fehlt euch der Antrieb?
Wie läuft es in den Beziehungen zu eurer Partnerin, eurem Partner? Und wie läuft es mit den Kindern? Geht ihr noch respektvoll miteinander um oder geht es mehr darum dass alles irgendwie funktioniert. Sagt ihr euch insgeheim manchmal Sätze wie: Stell dich nicht so an? Da müssen wir durch? Einfach mal die Zähne zusammenbeißen?
Was glaubt ihr denn wie lange das noch gut geht? Wie lange könnt ihr körperliche Symptome unterdrücken, ignorieren oder mit Medikamenten betäuben? Wie lange halten eure Beziehungen das noch aus?
ES IST KEIN ZEICHEN VON SCHWÄCHE, NACH HILFE ZU FRAGEN!
Und es braucht manchmal viel Mut neues zu Wagen. Doch vielleicht beruhigt es euch zu erfahren, dass es manchmal schon reicht inne zu halten und sich bewusst zu werden was man selbst gerade am meisten braucht. Und sich für diese Erkenntnis ein Bisschen Wertschätzung zu schenken.